Aneignung.

Ein Erfahrungsbericht.

Im Moment erleben meine Schwester und ich (und vielleicht auch die Hundedame Frieda) hautnah ein Phänomen, das für mich zu den spannendsten Konzepten der Wohnpsychologie gehört: die Aneignung von Räumen. 

Aneignung von Räumen bedeutet, dass man aus irgendwelchen Räumen die eigenen, persönlichen Räume macht. Man gestaltet Räume nach seinen eigenen Bedürfnissen. Durch das Verwenden der Räume zu seinen eigenen Zwecken und der Ausstattung mit Möbeln, Dekoration und Gebrauchsgegenständen eignet man sich die Räume ganz faktisch an – man hinterlässt also Spuren im Raum. Gleichzeitig passiert aber etwas noch viel Beeindruckenderes: Man entwickelt eine Beziehung zu den Räumen, es entsteht eine emotionale Bindung. 

Das passiert uns gerade mit unserem neuen Büro.

Im Frühsommer haben wir die Räume zum ersten Mal besichtigt. Da schauten sie so aus:

Nach der Entscheidung das kleine Ladenlokal als Büro anzumieten, begannen die Renovierungsarbeiten. Über mehrere Monate standen immer wieder neue Entscheidungen an: Was für ein Boden soll verlegt werden? Oder lassen sich doch die alten Dielen aufarbeiten? Was passiert mit den alten Türstöcken? Wie lässt sich der Schaufensterbereich ohne riesigen Aufwand renovieren? Sollen die Wände weiß werden oder doch farbig?

Und von Woche zu Woche veränderten sich die Räume immer wieder. 

Ende November war die Renovierung dann endlich abgeschlossen und wir dachten nur: Wow! Also erst einmal feiern!

Wir wollten unbedingt sofort einziehen. Unter anderem deshalb haben wir uns dazu entschieden, uns schnell einen funktionalen, aber auch gemütlichen Arbeitsplatz einzurichten – uns für die weitere Gestaltung aber ruhig Zeit zu lassen. Einrichten als Prozess. Eins nach dem anderen.

Aus dem Lager also kurzerhand 2 Schreibtische und einen Esstisch, ein paar Stühle, zwei Regale, einen Lesesessel und einen Kamin geholt, dazu ein paar Lampen und kleine Deko-Artikel – und in einem Nachmittag war das Büro bereit.

Das Spannende ist nun live die ANEIGNUNG zu erleben. Zu spüren, wie innerhalb von Tagen, ja sogar Stunden nach Bezug der Räume das Gefühl von Gemütlichkeit, Wohlfühlen, Zuhause sein, Angekommen sein, entstand und wächst. Wir haben beide das Gefühl bekommen und zwar sehr schnell: Das sind UNSERE Räume. Morgens freuen wir uns darauf in unser Büro zu kommen und abends möchten wir manchmal gar nicht heimgehen. Es fühlt sich einfach gut an, hier zu sein.

Der Mensch bindet sich nicht nur an andere Menschen. Der Mensch bindet sich auch an Räume, an Orte. Das ist eine spannende und sehr schöne Erfahrung. Und es ist irgendwie beruhigend zu wissen, dass man sich als Mensch in einer neuen Umgebung sehr schnell wohl und zuhause fühlen kann. 

Die Aneignung der eigenen Räume ist im Grunde aber nie zu Ende. Wir sind nie fertig damit. Aneignung ist ein andauernder Prozess. So wird es auch uns in unserem Büro gehen. Die Räume sind immer in Veränderung, mal mehr, mal weniger. So sind die nächsten Einrichtungsschritte auch schon in Planung: Bilder in allen Räumen, neue Deckenlampen, eine Kommode im Besprechungszimmer, die Schaufenster-Bilder aufhängen, … Aber wie gesagt: Eins nach dem anderen.

Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden.